Gutach, Kirnbach, Reichenbach: In diesen drei Gemeinden im Kinzig- und Gutachtal ist die Tracht mit dem Bollenhut zu Hause. Den Namen hat ihr die größte dieser Gemeinden gegeben, in der heute noch nahezu alle Teile der Tracht handwerklich hergestellt werden. Auffälligstes Merkmal der Gutacher Tracht ist der Bollenhut, ein mit weißem Kalk gefestigter Strohhut, auf den in Kreuzform elf große und drei im Ansatz erkennbare Wollbollen aufgenäht sind. Das Gewicht des Hutes beträgt etwa zwei Kilogramm.
Ledige Frauen tragen den roten Bollenhut zur Tracht von der Konfirmation bis zur Hochzeit. Der Hut der verheirateten Frauen wird mit schwarzen Bollen besetzt. Auch die anderen Trachtenteile tragen dazu bei, dass die Gutacher Tracht unter den mehr als 100 Schwarzwaldtrachten einen herausragenden Platz einnimmt. Der schwarze Wiefelrock, das Samtmieder mit eingestickten Blümchen, das Goller auf dem Dekolleté, der mit Flitterzeug bestickte Kragen, das weiße Hemd mit Puffärmeln und bei den Herren der schwarze, rot gefütterte Schobe (=Jacke) ergeben ein malerisches Bild. Im 18. Jahrhundert war dieses Grundmuster als alte „teutsche Tracht“ weit verbreitet. Erst mit zunehmendem Wohlstand und der Befreiung von Kleiderordnungen entwickelte sich die bunte Vielfalt der Trachten. Besonderheiten der Gutacher Tracht sind die schwarze Seidenkappe, die unter dem Hut getragen wird, das in die Haare geflochtene „Mäschle“, ein kurzer dicker Zopf aus Flitterzeug und Perlen. An Festtagen und zur Hochzeit ist die Schäpeltracht zu sehen.